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Bergholz: Eine Idee braucht Mut

Der Alpencampingplatz in Nenzing im Walgau gilt als das Juwel in der Region und zieht jedes Jahr unzählige Besucher an. © Alpencamping Nenzing / Albrecht Schnabel

#PRAXIS | Das Große Walsertal im schönen Vorarlberg ist vor allem für außergewöhnliche Landschaften, die unberührte Natur und seine Berge bekannt. Zu bieten hat es allerdings bedeutend mehr. Der im Jahr 2000 gegründete Verein Bergholz zeigt auf, dass Ökologie und wirtschaftlicher Erfolg kein Widerspruch sind und wie aus vormaligen Konkurrenten vertrauensvolle Partner wurden.

Als im Jahr 2000 das Große Walsertal zum UNESCO Biosphärenpark erhoben wurde, war dies der Grundstein für eine Modellregion mit Vorbildwirkung. Die sogenannten Biosphärenreservate wurden in den 70er-Jahren von der UNESCO gegründet und bezeichnen auf internationaler Ebene Schutz- und Entwicklungsinstrumente für Regionen mit außergewöhnlicher Natur- und Kulturlandschaft. In diesen Modellregionen spielen die Menschen eine zentrale Rolle und werden dazu eingeladen, aktiv an der Entwicklung und am Schutz des Lebensraums mitzuwirken. Dieser Grundgedanke fiel bei den Handwerksbetrieben der abgelegenen Region auf fruchtbaren Boden und hat sich seither vorbildlich entwickelt.

Idee & Vision

Eigentlich begann alles mit einem deutschen Augenarzt, der ein ökologisches Haus aus Vollholz verwirklichen wollte und sich dafür an einen Zimmermann der Region wandte, dies umzusetzen. Das Ziel war, ein baubiologisch optimiertes Haus nach ökologischen Kriterien zu errichten. Der Sturm "Lothar" erledigte damals das Fällen der Bäume sogar in der richtigen Mondphase und so konnten aus dem Windwurf knapp 800-900 m3 qualitativ hochwertiges Holz für das anstehende Projekt gewonnen werden. In Zusammenarbeit mit einem Zimmereibetrieb, einem Sägewerk und einem Forstbetrieb wurden Lösungen entwickelt, die einfach und sicher reproduziert werden konnten – und das Haus entwickelte sich zu einem großen Erfolg mit Vorbildwirkung. Kurz darauf war auch der Verein Bergholz gemeinsam mit vielen Ideen geboren, die einen positiven Weg in eine ökologische Zukunft wiesen. Das heimische Bergholz als Ressource sollte ökologisch genutzt und im eigenen Tal zu hochwertigen Produkten verarbeitet und selbst vermarktet werden. Mittlerweile sind alle sechs Gemeinden des Tals sowie zwölf Handwerksbetriebe Teil der Gemeinschaft und setzen in Sachen ökologischer Bauweise komplexe Projekte um, die über die Grenzen hinaus Bekanntheit erlangen.

Kurze Wege – geschlossene Kreisläufe

„Die Idee wurde von Beginn an gut aufgenommen. Sowohl Gemeinden als auch Handwerker sahen auch damals schon die Vorteile, die jetzt 20 Jahre später ein wesentlicher Teil unserer Wertschöpfung im Tal sind. Wir haben versucht, keine Kompromisse zu machen und verzichten ganz bewusst auf OSB-Platten und vermeiden Leime oder Lacke, wo wir können. Stattdessen werden Holzdübel, Öle sowie verschiedene Wachse genauso verwendet wie Holzwolle, Schafwolle oder Hanf zur Isolierung. Dieses Kreislaufsystem hat auch den verantwortlichen Politikern in der Region gefallen und so konnten immer größere und auch öffentliche Projekte, beispielsweise vier Gemeindezentren oder auch Wohn- und Gewerbebauten im Laufe der Jahre umgesetzt werden“, ist Vereinsobmann Gottlieb Kaufmann stolz auf die Entwicklung der letzten 20 Jahre Bergholz. Mit zunehmender Erfahrung ist auch das Echo gewachsen und die Produkte wurden weiterentwickelt. Vom Lehmofenbauer über Möbelund Stiegenbauer bis hin zu Sägewerken und natürlich den Gemeinden sind alle an Board – und der Mix macht den Reiz. So produziert der Verein mittlerweile in einem speziellen Verfahren eigene ökologische Vollholzplatten, die in der nachhaltigen Möbelproduktion eingesetzt werden.

Vorarlberger Holzbaukunst

Das Architekturbüro Hammerer leistet mit seinen Visionen und Ideen von Nachhaltigkeit sowie zeitgemäßer Architektur ebenfalls einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der Modellregion. Eine nachhaltige Wertschöpfungskette von Anfang bis zum Ende zu erschaffen, an der die Bevölkerung gleichermaßen mitpartizipiert, ist für das Große Walsertal ein wahrer Jackpot und dient als Vorbild für den bevorstehenden breiten ökologischen Wandel der zukünftigen Jahrzehnte.

Starke Partner & gute Freunde

Leuchtturmprojekte wie der „Alpencampingplatz“ in Nenzing oder das mit dem Vorarlberger Holzbaupreis prämierte „Berghaus Eller“ wurden mit den Partnerbetrieben von Bergholz umgesetzt und sorgen seither für Aufsehen über die Grenzen des Tals hinaus. „Für unsere Region ist vor allem die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die gemeinsame Wertschöpfungskette ein sehr wichtiger Aspekt. Der Alpencampingplatz in Nenzing war natürlich ein besonders spannendes Projekt. Gemeinsam mit Bauherren und Architekt haben wir ein statisches und bauphysikalisches Konzept entwickelt, das in dieser Form einzigartig ist. Wir versuchen, Tradition mit Innovation zu verbinden und dabei den Wünschen der Kunden gerecht zu werden. Verrückte Projekte wie der Luxuscampingplatz spornen uns an – so entwickeln wir uns stetig weiter. Nach insgesamt einem Jahr Vorbereitung und Umsetzung konnten die Chalets zur Zufriedenheit aller fertiggestellt werden und ziehen seither viele Gäste aus dem In- und Ausland an, wenn nicht gerade Corona einen Strich durch die Rechnung macht“, ergänzt Holzbau-Meister Thomas Heiseler zufrieden. Mit dem Projekt Bergholz entwickelt sich ein ganzes Tal – gemeinsam mit seinen Kunden. Eine Vorbildwirkung, die als Inspiration für viele andere Regionen dient. Die über die Jahre gewachsene Freundschaft von ehemaligen Konkurrenten ist dabei vermutlich der schönste Aspekt und zeigt eindrucksvoll, dass Kooperation, Partnerschaft und wirtschaftlicher Erfolg ebenfalls kein Widerspruch sind.

MEHR INFORMATIONEN: www.bergholz.at

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