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Künstler Andrzej Pietrzyk: Das Gemachte & das Gedachte

#PRAXIS | Setzt man eine Idee nicht um, ist diese für immer verschwunden – so lautet Andrzej Pietrzyks Maxime. Der Künstler weiß dabei genau, wovon er spricht, denn er sprudelt vor Ideen. Sein Linzer Atelier ist zugleich Zeuge seines Tatendrangs als auch die Manege, welche Platz bietet, um die resultierenden Werke eindrucksvoll in Szene zu setzen.

Wenn sich im Linzer Löwenzahnweg die Tore von Andrzej Pietrzyks Hallen öffnen, erfasst einen ein Zauber, der einen nicht mehr loslässt. Der Künstler, von allen Andjé genannt, schuf sich inmitten trister Industrie ein Refugium zwischen monumentalen Skulpturen, großformatigen Gemälden und unzähligen Büsten. Seit fast 30 Jahren hat der Künstler seinen Lebensmittelpunkt in Linz. Auf die Frage, was ihn hierher verschlagen hat, scherzt er nur: „Ich habe mich verfahren.“ Eine Situation, die, sieht man sich den Lebenslauf des weit gereisten Vollblutkünstlers an, nicht einmal so absurd klingt.

Immer in Bewegung

1959 in Polen geboren, studierte er zunächst Kunst in seiner Heimat, bis es ihn zum Studium der Monumentalbildhauerei an die Kunstakademie Ilja Repin im damaligen Leningrad verschlug. Danach folgte ein Stipendienaufenthalt an der École des Beaux-Arts in Paris, bis Andjé dann, nach einem Gastspiel in Berlin, in Linz ankam. Seine zahlreichen Ausstellungen ziehen den Künstler immer noch oft in die Ferne und an inspirierenden Orten lässt er sich gerne länger nieder. Die Werke in seinem Atelier in Brooklyn warten jedoch gerade geduldig auf ihre Weiterentwicklung.

Schönes Schaffen

Andjés Kunst erfasst alle Sinne. Dabei schafft er es, jeglichen Materialien eine Seele einzuhauchen. Die bekannten Persönlichkeiten, die man in der Fülle aus Büsten erblickt, erkennt man auf Anhieb – so begegnet man in dem insgesamt 3.000 m² großen Atelier schon mal Gustav Klimt oder Cornelius Obonya. Man könnte meinen, die Modelle saßen stundenlang regungslos in Pose, um solch ausdrucksstarke Gesichter zu kreieren, dabei schafft Andjé es in weniger als einer Stunde, die Basis für charakteristische Abbilder zu schaffen. Die so aus Ton entstandenen Rohlinge werden nach dem Trocknen in einem aufwendigen Verfahren in Bronze gegossen.

Der Bukephalos

Mit der monumentalen Plastik des goldenen Bukephalos hat Pietrzyk dem legendären Siegerpferd Alexanders des Großen ein Denkmal gesetzt. Bukephalos schwebt mit fast sechs Tonnen kostbarer Bronze neun Meter über dem Boden und ist lediglich durch feine Kanäle, sogenannte „Lebenswurzeln verschiedener Kulturen“ mit dem Untergrund verbunden. Dafür mussten ungeheure Kräfte mobilisiert werden: statische Berechnungen, Transport, Logistik, Unter- und Aufbauten sowie der Guss in einer für Monumentalwerke ausgestatteten Kunstgießerei. Auch dem Werkzeug wird bei Werken dieser Größe einiges abverlangt. „Christian ist, wenn es um Werkzeug geht, immer mein Telefonjoker. Um den Bukephalos zum Strahlen zu bringen, waren viele Helfer mit stundenlangem Polieren beschäftigt, da wird ein Winkelschleifer schon auf Herz und Nieren getestet“, erzählt Andjé. Das insgesamt rund 16 Tonnen schwere Werk ist bereits weitgereist: Bukephalos wurde schon vor der Spanischen Hofreitschule in Wien heimisch und zierte die prächtige Residenz in Salzburg. Nun kann das schwergewichtige Bronzewerk bis März 2021 in der PlusCity in Pasching am Palmenplatz bestaunt werden, bevor es seinen wohl weitesten Ausritt zur WELTEXPO 2021 nach Dubai antritt.

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