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Im Interview: Julian Fink - Tischlereiplanungstechniker

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#PRAXIS | Julian Fink ist Tischlereiplanungstechniker aus Leidenschaft. Der Steirer holte bei den Berufsweltmeisterschaften im russischen Kazan, den WorldSkills, überraschend die Bronzemedaille in der Kategorie Bautischler. Im Interview spricht er über die harten Trainingsmonate und erklärt, warum er nicht nur österreichischer, sondern auch dänischer Meister ist.

Gratulation zur Bronzemedaille bei den WorldSkills – wie fühlt sich das an?
Julian Fink: „Ich bin einfach nur überglücklich und kann das Gefühl garnicht beschreiben. Es ist so cool! Ich muss sehr vielen Leuten danken, vor allem meinem Trainer Wolfgang Fank, der einen riesengroßen Anteil an meinem Erfolg hat, genau wie der Wohlfühltischlerei Knaus und meinen Sponsoren."

Angesichts der hohen Konkurrenz bei 1.600 Teilnehmern aus 60 Nationen ist diese Medaille nicht hoch genug einzuschätzen.
Julian Fink: „Das stimmt, die Konkurrenz war unmessbar hoch. Durch meine Auslandstrainings kannte ich aber vorher meine Gegner bereits und wusste, was auf mich zukommt: Ehemalige EM-Teilnehmer, Staatsmeister – es waren nur Top-Fachkräfte am Start.“

Wie lange haben Sie für diesen Erfolg bei den World Skills trainiert?
Julian Fink: „Seit Jänner waren es in etwa 550 Stunden. Mein Trainer, Wolfgang Fank, selbst 2013 Vize-Weltmeister, unterstützte mich in den jeweiligen Situationen und gab mir immer wieder Input zu meinen Arbeiten.“

Wie kann man sich die Aufgabenstellung bei den World Skills vorstellen?
Julian Fink: „Wir bekamen einen Plan vorgegeben, der 1:1 auf eine Platte gezeichnet werden und binnen 22 Stunden in vier Ta-gen ausgeführt und mit einer lackierfertigen Oberfläche fertiggestellt werden musste. Im Vorfeld war klar, dass eines aus drei verbliebenen Stücken ausgewählt wird, allerdings wurde auch das noch direkt vor dem Bewerb um 30 Prozent abgeändert.“

Die 550 Stunden Training flossen daher in die konkrete Vorbereitung?
Julian Fink: „Genau. Diese Projekte konnte ich trainieren. Aber generell war es einfach wichtig, die teilweise klassischen und teilweise modernen Verbindungen so zu trainieren, dass man sie in jeder Art und Weise einsetzen kann.“

Sie arbeiten hauptberuflich bei der Tischlerei Knaus aus Feldbach. Wie ließen sich hier Trainings- und Arbeitszeit vereinbaren?
Julian Fink: „Die Familie Knaus unterstützte mich hier sehr stark. Sowohl durch die Verfügung über die Maschinen als auch über die Arbeitsräume und die Freistellung für das Training. Erst durch sie bin ich zum Auslandspraktikum in Island 2018 gekommen.“

Kazan war nicht der erste berufliche Auslandstrip für Sie und vielleicht auch nicht der letzte?
Julian Fink: „Ich war im Frühjahr bereits für ein zehntägiges Trainingslager in China und bei den dänischen Meisterschaften in Fraestad. China war allerdings ein wenig chaotisch, dadurch war hier das Podium nicht drin. In Dänemark ist es dafür gut gelaufen. Durch meinen Trainer bekam ich die Einladung, teilzunehmen und konnte punktemäßig tatsächlich gewinnen, allerdings darf ich mich nur „dänischer Meister“ unter Anführungszeichen nennen, da ich ja Österreicher bin.“

Abschließende Frage: Sie haben bereits in verschiedenen Ländern mit Holz gearbeitet: Gibt es Unterschiede?
Julian Fink: „Generell eher nein. In Island durfte ich ein vierwöchiges Praktikum ab-solvieren, da haben wir zum größten Teil mit österreichischem und deutschem Holz gearbeitet, hier waren die Umstände wie bei uns, ähnlich auch in Dänemark. Aber in China hatten wir mit den extremen Luftfeuchtigkeitsunterschieden zu kämpfen, da sich das Holz stark verzogen hat.“

WORLD SKILLS 2019 (Kazan/RUS)
Von 22. bis 27. August 2019 fanden die 45. Berufsweltmeisterschaften statt. Mehr als 1.600 Teilnehmer aus über 60 Nationen waren in 56 Berufen vertreten. Österreich war mit einem starken Team, bestehend aus 46 Teilnehmern in 41 Kategorien, dabei. Insgesamt gab es für Österreich bei diesen Weltmeisterschaften zwölf Medaillen, sechs Mal Gold, fünf Mal Silber und ein Mal Bronze. Seit 1961 ist Österreich bei den WorldSkills mit dabei, holte insgesamt über 200 Medaillen. Von 16. bis 20. September 2020 finden die EuroSkills in Graz statt.

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